Sparangebote der Banken und Sparkassen – das Sparbuch

Sparangebote der Banken und Sparkassen – das Sparbuch
Es gibt wohl kaum einen Bundesbürger, der nicht zumindest schon einmal in seinem Leben ein Sparbuch besessen hat. Vielfach legen bereits die Eltern für ihren Nachwuchs unmittelbar nach der Geburt ein entsprechendes Konto an. Später sind es oft die Großeltern, die ihren Enkeln den einen oder anderen Geburtstag versüßen, indem sie ihnen ein gut gefüllten Geldanlage-Ratgeber mit auf den Gabentisch legen. Das wird dann vielleicht zunächst für den Führerschein oder die eigene Wohnung geplündert, aber nur selten gekündigt.

Verdient der Nachwuchs irgendwann sein eigenes Geld und will etwas davon auf die hohe Kante legen, wird oft der wohl vertraute Geldanlage-Ratgeber wieder aus dem Schrank oder der Schreibtischschublade genommen und das Geld darauf eingezahlt. Wahrscheinlich ist so am ehesten zu erklären, warum das Sparbuch beziehungsweise Sparkonto eine der beliebtesten Anlageformen deutscher Sparer und für die Kreditwirtschaft das ist, was in der Automobilindustrie einst der VW Käfer war: ein Klassiker, der läuft und läuft und läuft. Nach der Statistik der Deutschen Bundesbank lagerten per Ende 2005 immerhin rund 569 Milliarden Euro auf Sparkonten bei Banken und Sparkassen, ein großer Teil davon als „Spareinlagen mit drei-monatiger Kündigungsfrist”, wie die offizielle Bezeichnung für Sparbücher lautet.

Dieser etwas umständliche Ausdruck deutet bereits darauf hin, dass Sparbuchinhaber über ihr Geld nicht nach Belieben verfügen können. Höchstens 2 000 Euro pro Kalendermonat dürfen sie abheben, ohne dass sie dies ihrem Kreditinstitut vorher mitteilen müssen. Für jeden Euro darüber hinaus gilt die genannte Kündigungsfrist. Hält sich der Sparer nicht daran, ist die Bank berechtigt, Vorschusszinsen zu berechnen. Diesen „Strafzins” darf sie allerdings nicht höher ansetzen als ein Viertel des zuletzt gezahlten Habenzinses und das auch nur für die Dauer der nicht eingehaltenen Kündigungsfrist, also maximal für drei Monate. Verzinst zum Beispiel die Bank ihre Spareinlagen mit 2 Prozent, darf sie höchstens 0,5 Prozent Vorschusszinsen in Rechnung stellen – und zwar nur für den Teil des abgehobenen Geldes, der über dem monatlich gewährten Freibetrag liegt.

Einfache Handhabung
Dass Sparbücher bei den Anlegern so hoch im Kurs stehen, ist vor allem mit der einfachen Handhabung zu erklären. Die Eröffnung ist bei nahezu jeder Bank und Sparkasse möglich. Dazu reicht die Vorlage eines gültigen Personalausweises und eine erste Einzahlung von mindestens einem Euro. Darüber hinaus kann der Sparer jeden beliebigen Betrag anlegen. Sogar für minderjährige Jugendliche ist es möglich, ein Sparbuch zu eröffnen und darauf einen Teil ihres Taschengeldes oder den Verdienst vom Ferienjob anzusparen. Die Eröffnung ist ebenso kostenfrei wie die Kontoführung, dazu fallen weder Gebühren oder Provisionen an. Nur wenn das Sparbuch verloren geht, muss der Sparer damit rechnen, dass er für die Ausfertigung eines neuen Buches zur Kasse gebeten wird.

Bis vor einigen Jahren waren die Kreditinstitute verpflichtet, mit der Eröffnung des Kontos ein Buch auszustellen, das dann bei jeder Ein- und Auszahlung am Schalter vorgelegt werden musste. Unbare Überweisungen vom Sparbuch auf ein anderes Konto waren nur in Ausnahmefällen möglich.

Mittlerweile sind die Bestimmungen
jedoch gelockert worden. So können die Banken zum Beispiel auf die Ausstellung eines Buches verzichten und ihrem Kunden statt – dessen eine Plastikkarte in die Hand geben, mit der sich genauso wie bei einem Girokonto am Automaten der Kontostand abfragen und mittels einer Geheimzahl Geld abheben lässt. Und auch der Kauf von Wertpapieren oder die Umschichtung des Geldes in eine andere Kontenanlage ist meist problemlos möglich.

Sicher ist sicher
Ein Manko des Sparbuchs ist indes die eingeschränkte Sicherheit bei einem Verlust oder Diebstahl. Die kontoführende Bank darf, ohne dass sie dafür haftbar gemacht werden kann, grundsätzlich an diejenige Person Geld auszahlen, die das Buch an der Kasse vorlegt, solange die Summe innerhalb des Freibetrages liegt. Erst bei höheren Beträgen ist sie verpflichtet, die Identität zu prüfen. Bemerkt der Sparer also den Verlust, ist Eile angesagt. Meist lässt sich bereits mit einem Telefonanruf bei der Bank das Konto vorläufig sperren. Durch die Vereinbarung eines Kennwortes, das der Kontoinhaber bei jeder Verfügung dem Bankmitarbeiter nennen muss, lässt sich größerem Schaden Vorbeugen.

Groß geschrieben wird dagegen bei deutschen Banken und Sparkassen das Thema Sicherheit bei einer Pleite. In den vergangenen fahren ist es in Deutschland zwar eher selten vorgekommen, dass eine Bank zahlungsunfähig wurde und Konkurs anmelden musste. Tritt der Fall dennoch einmal ein, sind Spareinlagen fast immer hundertprozentig geschützt. Allerdings gibt es Ausnahmefälle, in denen nur der relativ niedrige, staatliche Einlagenschutz greift, und auch bei einigen ausländischen Banken, die über Filialen in Deutschland tätig sind, gelten andere Regeln.

Knackpunkt: Verzinsung
Bequemlichkeit, einfache Handhabung, hohe Sicherheit und keine Kosten – all das hat freilich seinen Preis: Die Zinsen, die die Banken auf ihre „normalen” Spareinlagen zahlen, sind ausgesprochen mager. Streng genommen sind sie in vielen Fällen sogar unakzeptabel niedrig. Sätze von weniger als einem Prozent sind in der derzeitigen Niedrigzinsphase absolut keine Seltenheit und selbst gute Angebote bringen kaum mehr als 1,5 Prozent. Der Sparer macht damit in jedem Fall ein schlechtes Geschäft. Zieht er nämlich von seiner Verzinsung die Inflationsrate ab, die in den vergangenen Jahren bei mehr oder weniger knapp 2 Prozent lag, verliert seine Spareinlage real gesehen laufend an Wert.

So stellt sich die Frage, warum sich dieser Sparklassiker immer noch so hoher Beliebtheit erfreut und nicht längst zum Auslaufmodell geworden ist, wie sein automobiles Pendant. Für die dauerhafte Geldanlage ist das gewöhnliche Sparkonto jedenfalls ungeeignet. Sowohl für Einmalbeträge als auch für das regelmäßige Sparen gibt es lukrativere Alternativen.

Sparbuch trifft Fußballwette
irr Wettbewerb um Spareinlagen verleitet immer mehr Banken dazu, mit mehroder weniger ungewöhnlichen Werbeaktionen und Angeboten die Aufmerksamkeit des Anlegerpublikums auf sich zu ziehen. Einige davon nd nicht unproblematisch andere wiederum können getrost als Werbetätig abgetan werden.
Wegen der allgemeinen Beliebtheit wird dabei auch dasThema Fußball aufgegriffen und mitnehem Sparangebot kombiniert. Das Prinzip ist in den meisten Fällen gleich: Zu einer vergleichsweise niedrigen Basisverzinsung kommt ein unter Umständen nur einmaliger Bonuszuschlag, dessen Höhe von Toren,Titeln und/oder Platzierungen eines bestimmten Fußballteams, etwa der deutschen Fußballnationalmannschaft, abhängt.

Solche Angebote hatte in der Vergangenheit zum Beispiel die Postbank im Programm. Das Problem für den Anleger ist: Schneiden die Kicker eher schlecht ab oder schießen sie wenige Tore, fällt die Verzinsung mager aus.

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